Noch einmal raus, denke ich – fast egal wohin, Hauptsache Hector.

Noch einmal los, denkt Hector – fast egal, wohin, Hauptsache Blick auf‘s Wasser.

Wir sind uns also einig, den Stellplatz an der Isar in Bad Tölz auszuprobieren. Gerüchten zufolge ist es dort meist voll, aber Ende Oktober kommt außer uns bestimmt niemand auf die Idee, sich dort hinzustellen – oder?

One more time, I think – no matter where, just Hector.

One more time, says Hector – no matter where, as long as it’s got a view.

Hence, we head for Bad Tölz, checking out if the camper parking is deserted by end of October.

Nice Destination

Ein gutes Dutzend Mobile steht bereits an der Uferpromenade, aber wir finden problemlos eine hübsche Parklücke. Bei 1,- EUR/Std. kommen wir mit 14,- EUR hin bis morgen früh, und die Zeitumstellung kostet nicht mal Aufpreis.

Some vans and mobile homes are already parked, but it is easy to sneak into a nice spot directly at the river Isar. 14,- EUR make it legal until next morning, and the end of the summer time comes without extra charge.

Zu kalt, um mit den Vorderrädern im Wasser zu baumeln. Trotzdem schön.

Die historische Marktstraße ist hübsch, doch ich gehöre nicht zur passenden Zielgruppe. Aufi, Obbi, Eini = Rauf-Schlendern, Runter-Schlendern, Einkehren. Ich sammle Kraft in der deftigen Speisekarte für den anstehenden Aufstieg zum Kalvarienberg.

I appreciate the main market street with shops, ice cream and a bit of a view. Still, I am beyond their peer group. Instead of souvenirs or sweets, I place my money on real food. An hour later, Bavarian energy (“roast beef with onions” is a half-hearted translation for the rural Zwiebelrostbraten on my plate) pushes me up to the Kalvarienberg.

Next Stop: Kalvarienberg

Ein idyllischer Aufstieg durch lichten Wald, schon liegt der Ort unter mir und die Ansammlung aus Kapelle, Doppelkirche und Ölberg / Golgathahügel vor mir. Als wäre das nicht beeindruckend genug, haben sie auch noch die Aussicht zum Karwendel obendrauf gepackt.

The ascent through light forest is nice, the view towards the Alps is wonderful – and the collection of crucifixion sculptures ghastly. A very particular place…

The View

Die katholischen (Auf-)Bauten sind beeindruckend, malerisch, seltsam und verstörend. Die barocke Front: meisterhaft schön.

Massive beauty on the outside of the church meets the clear, blue sky.

impressing

Im Inneren: wunderschöne Deckenmalerei, verstörende Grab-/Märtyrersymbolik. Weiter hinten und unten geht es in eine zweite Kirche, im gleichen Gebäude – aber das werde ich erst später herausfinden.

Inside, a small passage leads from the first / main church into a second church-room. Being distracted by the painted ceiling, the contrasts of martyrs and beauty, heaven and hell and religion vs. tourism, I might have missed some details. Catholic churches often leave me unsettled, despite all decoration.

contrasting

Auf dem Hügel daneben sind überlebensgroße Kreuze mit leidenden Skulpturen aufgestellt. Auch wenn ich rational nachvollziehen kann, was es mit der Märtyrer-Geschichte auf sich hat, finde ich es befremdlich, die Qual der Kreuzigung so in Szene zu setzen. Einen Eindruck zeigt das recht distanzierte Foto, auf die Nahaufnahme verzichte ich an dieser Stelle.

I wonder if the scenery is less terrifying for kids growing up with this, but deep down, I doubt it.

Als ich das Gebäude weiter umrunde, kommt das Schmunzeln zurück. Diese Mauern haben es in sich: zwei ineinander verschachtelte Kirchen, Wohnhaus, Vorrats-/Technikraum und Garage. Das ist geradezu liebenswert-pragmatisch.

Continuing my way around, I find pragmatism, or: from heaven down to earth. The building does not only contain two churches, but also home, cellar and an indoor carport.

pragmatism

Der Spaziergang auf den Hügel hat sich absolut gelohnt. Anfang November treten sich hier alle auf die Füße bei der großen Leonhardifahrt, aber heute geht es beschaulich zu.

Next weekend, it will be crowded on the occasion of the leonhardi procession. I prefer being here today, with bright weather on a quiet afternoon.

Peaceful, after all

Den restlichen Nachmittag verbringe ich neben Hector in der Sonne. Wer weiß, wann es diesen Winter noch mal warm wird.

Later, I spend sunny hours with Hector at the Isar – you never know when winter and summer mix up again in the upcoming months.

lazy on a sunny afternoon

Am Abend schlendere ich erneut nach Bad Tölz downtown, gut erkennbar am spitzen Kirchturm. Oberhalb davon befindet sich die Stadtverwaltung, deren Terrasse heute zur Sternwarte werden soll. Anlässlich der partiellen Mondfinsternis wurden drei Teleskope aufgestellt, die heute den Wolkenhimmel in aller Pracht zeigen. Zum Glück komme ich gerade rechtzeitig hinzu, als die Gruppe Interessierter in das Planetarium schlendert, wo das große Ereignis auf die Kuppel projiziert wird. Dank meines Wissens-Vorsprungs vom Mauna Kea kann ich dieses Mal allen Erläuterungen folgen, verzichte jedoch darauf, die Show zu übernehmen. Will ja nicht versehentlich den Flux-Kompensator beschädigen.

It turns out to be the best evening for my inner physicist: the local observatory company offers free views on the partial lunar eclipse. Well, at least they offer splendid views on the clouds above Bad Tölz. Facing interested public and limited outside conditions, the universal experts lead us inside the planetarium for a projection of interstellar events. Thanks to the recent Mauna Kea experience, I understand the explanations and projected movements entirely – finally, all these years with my nerd-hobby pay off.

Fluxkompensator / Planetarium

Nach der Vorführung ist es immer noch bewölkt und eigentlich zu früh, um schon heimzugehen. Ich mache mich auf, das Abend- und Nachtleben zu erkunden, und lande 20 Minuten später auf Hectors Couch. Wenn die hier was können, dann Bürgersteige hochklappen.

When the show ends, the sky is still cloudy, so I leave the observation offers behind and look for Bad Tölz’s nightlife. Twenty minutes later, I am back on Hector’s lounge sofa, stunned by the black hole of local options. This place is pretty nice for a day, knowing that I will get back to a real city with real life the very next day.

then at night

Am nächsten Morgen erwische ich noch einen Rest Sonnenaufgang, bevor ich zurück in die Großstadt fahre. Wer denkt, München sei ein Dorf (wenngleich hübsch), war noch nicht in Bad Tölz. Der Wochenend-Ausflug war jedenfalls wundervoll und ich kann verstehen, dass der Camping-Stellplatz mit rd. 50 Mobilen auch im Herbst noch recht voll ist.

Long night, deep sleep, a typical Hector phenomenon. When I wake up, I catch the last glimpse of a colourful sunrise. The camper parking is not crowded, yet the current number of ca. 50 camping cars cover most of the space – even in late autumn. Hector is fine with our end-of-season trip, and so am I.

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