Die Niederlande sind ein prima Reiseland für Bus- oder WoMo-Reisen. Ich glaube, ich wurde in 8 Reisetagen kein einziges mal angehupt, zumindest nicht außerhalb Deutschlands. Die Menschen sind freundlich und entspannt und das sollte man annehmen: ein wenig Geduld hilft unterwegs, wenn man mal länger warten muss. Campingplätze gibt es in Hülle und Fülle, allerdings sind diese entlang der Küste zur Hauptsaison auch mal ausgebucht. Wer nicht reservieren mag, kommt trotzdem immer unter, und sei es ein paar Kilometer vom Strand entfernt.

Hector zwischen Meer und Binnenmeer (rechts)
Die Binnenmeere habe ich sträflich vernachlässigt, obwohl in der Gegend von Renesse die Campingplätze auf der inneren Deichseite deutlich einladender aussahen als die an der offenen Meerseite – was ich jedoch erst am nächsten Morgen gesehen habe. Literatur bildet und hilft, und zwar in folgenden Fällen:
- niederlande
von Barbara und Hans Otzen, erschienen bei Reise Know-How
Angenehm zu lesen, viele gute Hinweise und trotz Taschenbuchformat erstaunlich vollständig, was meine ortskundige Holland-Freundin bestätigt hat. Auf Zierikzee wäre ich ohne dieses Buch nie gekommen und auch sonst macht es viel Lust auf Entdeckungen. - Niederlande
von Reinhard Tiburzy, erschienen bei Dumont
Text und Umfang der sehenswerten Empfehlungen / abgedeckten Orte fand ich nicht überzeugend, sehr gut war jedoch die herausnehmbare Gesamtkarte der Niederlande. - ADAC Campingführer Europa Nord
Irgendein Nachschlagewerk dabei zu haben hilft, deshalb nehme ich ihn immer mit. In Sachen Bewertung sind wir unterschiedlicher Meinung: der ADAC findet parzellierte Stellplätze toll, ich nicht. Kinderfreundliche Planschbecken bringen Extrapunkte, mir sind eine lässige Athmosphäre und Naturnähe lieber als rechtwinklig angelegte Wege und Brötchenservice. - Internet, Mundpropaganda, Zufall:
Die schönsten Campingplätze fand ich anhand ihrer Lage und ein wenig Internet-Recherche, beispielweise den teuren, aber überzeugenden Platz bei Zandvoort.

Camping de Lakens, Zandvoort
Ich fahre noch mal hin, ganz bestimmt. Und dann sehe ich mir Haarlem an und den gesamten nördlichen Teil, also Nord-Holland, Texel, Flevoland, Friesland und was mir sonst noch so unter die Räder kommt. Dank der anti-alpinen Landschaft reicht das Klapprad für kleine und große Erkundungstouren locker aus, dank der Camping-Leidenschaft der Niederländer wird der nächste Stellplatz nie weit sein.
Wo war ich doch gleich?
- Strandcamping Groede: http://www.strandcampinggroede.nl/
Etwas abseits vom Ort, dafür direkt hinter dem Strand und trotz intensiver Rasenpflege recht entspannt. Pro Nacht habe ich 28,20 EUR bezahlt (Hector, ich und die Kurtaxe).
Drumherum: Sowohl das Strandhaus „Puur“ ald auch die Kneipe hinter dem Deich sind Besuche wert, die Umgebung mit Leuchtturm, endlosen Deichwegen und Dünenlandschaft ebenfalls. Bilderbuch-Urlaub in Ausflugsweite (per Auto oder Bus) nach Brügge oder Gent. - Zierikzee: Winkelcafé (und Laden) „de zeeuwse hemel“ bietet eine sonnig-schattige Terrasse zum Melkmarkt und innen ebenfalls hübsches Ambiente. Lokale Snacks können sie richtig gut. Die Website ist spärlich, aber hier: http://www.dezeeuwsehemel.nl/
- Camping Internazional Renesse: http://www.campingplatz-international.de/
Freundlich, direkt hinter dem Deich, nicht weiter aufregend, äußerst akkurat gemäht. Bezahlt habe ich rund 30 oder 32 Euro, jedoch die Quittung verbummelt. - Vakantiepark Koningshof Rijnsburg: http://www.koningshofholland.com/nl/
Zwischenübernachtung, mehr würde ich hier auch nicht empfehlen. Bezahlt habe ich 32,30 EUR pro Nacht. - Camping De Lakens, Zandvoort: https://www.campingdelakens.de/
Gleichzeitig elitär/teuer und lässig. Die zerwürfelte Dünenlandschaft gefällt mir sehr, für die nicht ganz so dicht stehenden Waschhäuser verkürzt das Fahrrad die Wege. Bezahlt habe ich 46,- EUR pro Nacht, das gilt dann jedoch für 1 bis 6 Personen (nur Kurtaxe wird pro Person zusätzlich erhoben).
Drumherum: Zandvoort selbst ist sicher kein Schmuckstück, aber der Strand mit seinen vielen verschiedenen Cafés / Bars / Restaurants / Clubs hat was. Für jeden Geschmack findet sich das Passende, an den Wochenenden ist in den Clubs ordentlich was los, weil viele aus Amsterdam oder Haarlem hier ausgehen. Das Naturschutzgebiet der Dünen ist von einigen Wegen durchzogen, die prima für Jogging- oder Wanderstrecken taugen.
Die Anreise von München bis Zandvoort, das ungefähr in der Mitte der Niederländischen Küste liegt, beträgt 850 km. Ist man erst mal dort, lassen sich im Umkreis von 250 km jede Menge Gegend, Inseln, Halbinseln, Städtchen und Strandabschnitte erkunden, wobei die landschaftliche Vielfalt nicht ganz mit Reiseländern wie Frankreich oder Italien mithalten kann. Die Entspannung schon.

Städte, Windmühlen und das Landesinnere sind sicher auch schön. Sobald man sich von der Küste losreißen kann…