…oder: Was macht ein Campingbus im Winter?
Das Thermometer klettert immer häufiger über die magische Null und die Vögel schreien mehr als sie singen beim morgendlichen Gezwitscher. Und was macht Hector? Urlaubspläne, was sonst.
Bevor der Blick in die nähere Zukunft schweift wollen wir innehalten. Zurückdenken. Räder sortieren, Öl ins gedankliche Getriebe kippen und die Möglichkeiten abwägen.
Die letzten Jahre waren schön. Sehr schön sogar. Und deutlich geselliger, als ich das ursprünglich erwartet hatte. Wir waren in Vive-la-France und es war fantastique. Wir sind den gelben Nummernschildern bis Holland gefolgt. Wir waren hier und dort und auch über alle Berge. Wir haben in engen Küstenorten den Bauch eingezogen und uns auf Weingütern breit gemacht. Wir hatten Meerblick und mehr Bergblick. Wir haben die neuen Nachbarn an unsere schiere Existenz gewöhnt und den Reigen der Fachpfleger ausgeweitet (ein Schrauber, eine Fiat-Werkstatt, ein Lackpfleger und ein gelber Engel). Wir haben 20.000 km zusammen verbracht und alle möglichen und unmöglichen Entwässerungswege kennen gelernt. Und wir haben die Charakterfrage geklärt: Hector ist ganz eindeutig ein Frauenauto.
Und doch…
Die Welt ist keine Scheibe und es gibt nicht überall Ducato-taugliche Straßen. Ab und zu ist eine Trennung auf Zeit eben das Beste… Doch ehe jetzt das Wischwasser Oberkante-Unterlid steht, gibt es schnell Entwarnung: das ist kein Trennungsgespräch. Sondern die pralle Vorfreude auf weitere schöne Jahre. Ab 2018 werden Fernreisen dazu kommen, unbekannte Länder locken mit hohen Bergen, hohen Wellen oder Hochkultur und ich habe mit Erschrecken festgestellt, dass ich nicht ewig 25 sein werde. Und zwar schon länger nicht.
2018 also: die weite Welt. UND eine ordentliche Hector-Reise, das habe ich auf Profil und Zahnriemen zugesagt. Aber jetzt ist 2017 und da geht es nach oben. Oben ist Norden und die Fähre ist schon gebucht.
2017 wird skandinavisch, wir fahren zum Mücken zählen nach Schweden! Ich will das malerische Fjällbacka ohne die Krimi-Leichen von Camilla Läckberg erleben. Und Familie treffen. Und ferne Freunde. Und Hector kann es kaum erwarten, seine erste Fähr-Überfahrt anzutreten. Wir werden eine Nacht getrennt schlafen, Hector zwischen weißer Ware und ich in einer 8qm-Kabine.
Der Plan steht also: Neoprenanzug mitnehmen, man weiß ja nie. Neue Musik besorgen und zu funkelnden CDs zusammenstellen. Wie viel Wein darf man mitnehmen? Stellplatzführer besorgen! Reichen 4 Flaschen No-Bite? Bei Geobuch den besten Südschweden-Reiseführer kaufen. Wie viel schwedisch kann ich in 2-3 Monaten lernen? Eigentlich steh‘ ich ja nicht so auf blonde Männer…
Dieses Mal fahre ich wirklich alleine. Erholung, Ruhe und Welterkenntnisse stehen auf der Agenda. Und Familie. Und Freunde. Und viel Natur und ein neues Fahrrad.

Dahon Qix – meins!
Nachdem sich das super-Billig-Klapprad vom Aldi 3 Jahre lang konzeptuell bewährt hat, höre ich jetzt auf mit dem Bergauf-Bremsen. Ich war im Brompton-Flagship-Store und es war eines diese absurden Erlebnisse: der Verkäufer sprach nicht mit mir (der Käuferin), sondern mit dem zufällig-dabei-Bergfreund. Der wollte aber gar kein Fahrrad. Der Verkäufer drückte also schließlich mir, der Frau (unerhört) ein Damen-Rad in die Hand. Das würden die Frauen immer bevorzugen, er kenne sich aus. Nein, kennt er nicht. Ich machte mich im Internet schlau und landete in der Faltradzentrale am Ammersee. Dort wurde ich richtig beraten und fand das perfekte Rad für ernsthafte Radtouren, das aber dennoch easy-peasy in Hectors Badezimmer passt.
Es kostet nur einen Bruchteil des schicken Brompton und steckt auch unebenen Untergrund gut weg. Mit den 8 Gängen könnte ich sogar kleine Hügelchen hochkommen solange jemand schiebt. Und an den Lenker passt bestimmt die rot-weiß gepunktete Hupe, die mein kleiner Bruder mir mal geschenkt hat. Solange ich nicht weiß, was „Platz da!“ auf schwedisch heißt, ist die Hupe lebensrettend für trödelnde Passanten.
Es wird noch Monate dauern, bis Hector wieder auf große Fahrt geht. Und doch… die Vorfreude, die hat sich jetzt schon eingestellt!
Camping und Hund passt aber auch gar zu gut! Ich nehme mir das für die Zeit vor, wenn ich mal groß bin – also nicht mehr arbeite. Dann werde ich wild-campen mit Wachhund und es noch mehr genießen! Ist natürlich hart, wenn eine solche Ära zu Ende geht, du hast mein volles Mitgefühl. Aber ein Camping-Kangoo ist zu schön, um ihn nicht zu nutzen, das kommt bestimmt wieder mit deinen Reisen und Kurz- oder Lang-Trips! LG und viel Erfolg mit Haus-Finish, Senioren-Hund-Bemuttern und ganz viel Freude am Fernweh.
LG, Britta
Ach wie schön, ich hatte tatsächlich beim lesen schon befürchtet, Du würdest die Scheidung einreichen. 😉
Wird sicher toll werden in dem Schweden. Habe bisher noch niemanden vernommen, dem es dort nicht gefallen hätte. Im Gegenteil.
Wie ich das hasse, wenn Verkäufer einem begleitenden Mann die volle Aufmerksamkeit schenken, und man (also, frau) daneben steht und als eigentliche potentielle Käuferin abgemeldet ist.
Für mich heißt es nun im dritten Jahr daheim bleiben. Zwei Jahre Bauphase an meinem Mini-Haus, dieses Jahr geht es nicht wegen Hundi, das mit bald 16 Jahren nun leider zu alt ist für längere Fahrten. Sie verträgt so lange Touren einfach nicht mehr 😦 Ganz vielleicht klappt mal eine Woche Ostfriesland, aber sicher ist das noch ganz und gar nicht.
Ja, erzähl mir also nix von Fernweh. Ich weiß wie sich das anfühlt. 😉
Aber ich werde die Zeit nutzen, um den Kangoo auf Vordermann zu bringen. Der diente lange als Baufahrzeug und muss dringendst grundgereinigt und campingtauglich gemacht werden. Dann werde ich das Equipment checken und ggf. das ein oder andere noch verbessern. Auch das macht mir großen Spaß, also, die Beschäftigung damit, die Planung künftiger Touren und die Vorfreude darauf. Nur macht es mich total traurig, dass mein Hund dann nicht mehr dabei sein wird und ich komplett alleine …. aber lassen wir das.
Sorry für den langen Text, aber meine Familie und Freunde verstehen es absolut nicht wenn ich davon spreche, ich musste mich deshalb hier grad mal auslassen wo es grade Thema ist. 🙂
Ich wünsche Dir und Hector eine tolle Saison und schon mal viel Spaß und gute Reise in und nach Schweden!
Viele Grüße
Tina