Das letzte Sommerwochenende fällt dieses Jahr auf den 1. Oktober. Da der Große Ahornboden Campern die kalte Schulter zeigt, fährt Hector in die entgegengesetzte Richtung. Dass ein Bus so dermaßen empfindlich sein kann…!

Berchtesgadener Land
Bereits die Anfahrt über Schneitzelreuth gibt sich dramatisch: Straßen und Wildbäche winden sich durch düstere Berghänge und enge Schluchten. Ob ich hier mitten im Herbst noch genug Sonne abkriege? Ich bin nicht allzu erpicht darauf, mir meine Freizeitaussichten von parzellierten Hecken und schroffem Fels verschatten zu lassen.

Am Hintersee
Kurze Zeit später wird alles gut. Der Campingplatz Simonhof in Ramsau / Berchtesgadener Land ist ganz nach meinem Geschmack. Die vorderen Plätze sind akkurat in Reih und Glied, doch weiter hinten öffnet sich das Areal und mündet in eine offene Wiese. Keine Hecken, keine Platz-Parzellen und keine Dauercamper trüben hier das Bild. Zelte und kleinere Camper stehen kreuz und quer im saftigen Gras und teilen sich den zentralen Stromanschluss.

Am Camping Simonhof
Jetzt noch das Mountainbike ausladen (15 sek.) und frühstücken (30 min.) und schon kann es losgehen. Ramsau und der Hintersee liegen 300 Höhenmeter unterhalb des Campingplatzes, was für den Hinweg kein Problem ist.

Hintersee, Zauberwald und Watzmann
Fast schon penetrant ist das Bayerische Bergidyll. Schnörkelige Holzhäuser, malerische Landschaft und dann auch das noch: bimmelnde Kühe und Tracht-tragende Hirten kreuzen meinen Weg. Zum Glück durchbricht das Eis-Schlecken der Burschen die Kitschkulisse, es wäre sonst kaum auszuhalten.

Irgendwo müssen die Klischees ja herkommen
Zwischen Watzmann, Hochkalter und Reiteralpe ist die Postkarte kaum zu überbieten. Der Hintersee liegt flach in der Herbstsonne, gesäumt von Ausflugslokalen einerseits und dem Zauberwald andererseits.

Blick auf den Hochkalter
Unterhalb des Sees verteilen sich rechts und links des Bachlaufs die Häuser von Ramsau. Der Blick vom Malerwinkel über die Kirche hinweg zur Reiteralpe ist berühmt und wurde von etlichen Malern des 19. Jahrhunderts auf Leinwand gebannt. Mir selbst reicht ein schnödes Foto. Geht auch schneller.

St. Sebastian in Ramsau
Zurück zum Hintersee fahre ich durch den Zauberwald, der sich wie zu Hause anfühlt. Die Gegend hier strotzt nur so vor Höhenmetern und es dauert nicht lange, bis ich ein kleines Stückchen schiebe statt fahre. Hat zum Glück keiner gesehen, Anfang Oktober sind die Touristenmassen überschaubar. Für die hiesigen Berge empfehlen sich eher Wanderschuhe als ein Mountainbike, dann muss man auch nicht schieben.

Kalvarienberg
Der Rest des Tages ist der Erkundung des Ortes, der näheren Umgebung und der Kulinarik gewidmet. Spätestens am Abend ist das Fahrrad das Transportmittel der Wahl um den Radius der erreichbaren Gasthäuser deutlich zu erweitern. Bevor ich mich aufschwinge zum Wachterl an der Schwarzbachwacht (beste Leberknödelsuppe in Südeuropa) zeigt sich der Watzmann in der Abendsonne von seiner besten Seite.

Links im Bild: Der Watzmann
Der Campingplatz hat neben seinen futschneuen schicken Sanitärräumen einen Aufenthaltsraum, den die meisten Camper für ein teures Restaurant halten und folglich nicht betreten. Für mich ist es heute eine bequeme Alternative zum Bus-Sofa. Ich lese noch ein Stündchen und breche gerade auf, als eine 5-köpfige Zelt-Gruppe über die gut ausgestattete Kochnische herfällt.
Fazit: 90 Minuten Entfernung, 18,80 EUR Campinggebühr und 24 Stunden Spätsommerwetter reichen Hector für einen Mini-Urlaub. Vielleicht geht es beim nächsten Mal ein Tal weiter bis zum Königssee – allerdings ist es unwahrscheinlich, dass dort in prominenter Lage ähnlich entspannte Wohlfühl-Campingplätze liegen wie der Simonhof.
Liebe Svenja, dank dir habe ich inzwischen einen geschulten Blick für schöne Wiesen. Auch wenn Hector kein Zelt ist, taugt mir diese Form deutlich mehr als die Caravan-Parzellen in Superdurchorganisierten Megacampings. LG und tolle Reisen in 2017! Britta
Diese kleinen Fluchten, die du dir gönnst, sind eine tolle Idee und den Camping Simonhof find ich richtig klasse. Da auf der offenen Wiese könnte auch gut mein Zelt stehen.
In Berchtesgaden war ich auch und hab da mit Claudia ein paar Tage Urlaub gemacht. Welch eine wunderschöne, friedliche und Heimat bezogene Gegend. Übrigens war Claudia es auch, die mich diesmal auf Hector und dich aufmerksam gemacht hat.
Liebe Grüße,
Svenja
PS: Und ein wunderbares Reisejahr 2017 wünsche ich Dir.