Zu Anfang ist es vielversprechend: tosendes Meer, starker Wind und Wellen, die das Anlegen der Fähre eine Stunde lang verhindern. Von mir aus kann es kalt und regnerisch sein, solange wir ordentlich Wellen haben – schließlich will ich mich meine letzte Woche dem Bücherregal und dem Surfbrett widmen.
Waking up is promising: the waves play with the ferry and first coffee comes with a view on stormy sea with windy, wet weather.

Den Stellplatz am Camping wähle ich mit Blick auf einen möglichst stabilen Untergrund. Leider übersehe ich dabei, dass es auf dieser Parzelle nur wenig Sonne, dafür aber Wühlmäuse gibt…
Due to the muddy scenery, I choose a pitch that seems most solid – not realizing that it is accompanied by voles and hardly faces the sun…

Immerhin verzieht sich der Regen am nächsten Tag und das Meer liegt spiegelglatt in der Sonne. Nur – so war das nicht geplant! Leicht panisch installiere ich die MSW Surf-App und prüfe die Umgebung: Die Nachbarbucht, von der Daniela schon geschwärmt hat, soll Mini-Anfänger-Wellen haben. Also: Hector ausparken, Gegend erkunden, mehrfach umkehren und schließlich andere Surfer finden.
Blessed with over-average sun in my life, I only need to wait until the next day to welcome the sun back again. Still, I get sort of shocked down at the bay: the sea lies flat, no use to throw in my surf board. At least, not here. Within the blink of an eye, I install the MSW surfing app and check the surrounding bays and beaches for better waves. A bit later, Hector leaves the campsite, seeking better circumstances for our common ambitions.

Meine Faszination darüber, dass ich jetzt Teil hiervon (dem Meer, den Surfern, allem!!) bin, hat noch nicht nachgelassen. Das eigene Board unter den Arm klemmen, neue Strände erproben, Strömung und Wellen antesten, mit anderen Surfern feixen wenn etwas besonders schlecht oder besonders gut läuft. Teil der Wellen werden.
After some back and forth, I finally get to a hidden beach. There is a mere handful of surfers and coastal hikers who have made it here, and yet it fully strikes me: The fascination of being part of the scene. With “the scene” being more than surfing or posing. Try out sporty action, explore the surrounding, get to new places and become part of the waves – it makes me feel alive and happy all over.

Endlich hat die Zeit am Strand einen Sinn: Surfen!
Instead of lying useless around, I make a sense of it: Surfing!

Danach kann ich in Ruhe lesen und das Knirschen der Sandkörner zwischen den Zähnen genießen. Ganz nebenbei lege ich hier den Grundstein für meine Spätsommer-Fitness: 20 Minuten bepackt zum Meer laufen, eine Stunde lang durch hüfthohes Wasser waten, immer wieder mit Bauchspannung auf dem Brett aufrichten und anschließend Yoga zwecks Auflockern der Schultern. Ist doch klar, dass mich das ideal auf anstehende Bergtouren vorbereitet.
After some trials, fails and successful moments, I turn to the sand for some shoulder-healing-yoga and a few pages in my current book. After a surf session, everything is oh-so-wonderful.

Die Woche findet ihren eigenen Rhythmus. Nahezu jeden Tag fahre ich zur Nachbarbucht für einige Wellen, lese viel und sitze gelegentliche Regenschauer aus. Das Wetter wird langsam rauer, mit längeren Regenstunden einerseits, aber auch zunehmend surfbaren Wellen in der Camping-Bucht andererseits. Zwischendurch erkunde ich den Wochenmarkt mit aberwitzigen Spezialisierungen, beispielsweise auf Toffee-Süßkram.
The week develops a steady rhythm: I chase waves for surfing practice, learn more about astrophysics and crime scenes (Hector’s library) and wait for rain showers to pass by. Sometimes I take my bike and stroll around the local market. It is amazing, how each stand has it’s own field of specialization – even for absurd things like toffee sweets in all forms or flavours.

Ein weiterer Fahrradausflug bringt mich zur Pointe du Dinan. Ein Parkplatz, ein Küstenwanderweg – und plötzlich stehe ich auf der Rückseite der Durdle Door! Egal, wie viel ich theoretisch über den Ereignishorizont schwarzer Löcher, den Flop-Übergang der String-Dimensionen oder Schrödinger-Gleichungen zu Quantenwahrscheinlichkeiten lese, darauf war ich nicht vorbereitet.
Another bike excursion takes me to Pointe du Dinan. It turns out to be a cliffy peninsula behind a parking, with another beautiful coastal path passing by. Despite all my superficial knowledge of cosmic microwave radiation, string-dimensions or supermassive black-wholes – nothing prepared me to find myself abruptly behind the Durdle Door!

Irgendwann im Raum-Zeit-Kontinuum müssen die Bretagne und das südliche Großbritannien sich einst näher gestanden haben – ständig sieht es in Frankreich englisch aus! Auch die Legenden sind identisch, nur kulinarisch liegen sie meilenweit auseinander.
There must have been other times when Brittany and Southern Great Britain have been much closer than today. The landscape and the legends are as similar as possible – just food developed in a very different manner along the centuries.

Neben all der Action merke ich, wie ich mich erhole. Langeweile soll ja das beste Zeichen dafür sein. So weit ist es noch nicht, aber ich freue mich immer mehr auf die Freunde zu Hause. Nebenbei häufen sich täglich Mails und Telefonate und diverse Arbeitsthemen, und ich finde das gar nicht schlimm.
Beside all the action, I realize that I start to miss things from home. Friends, to be more precise. I begin looking forward to “home” routines beyond Hector. Even the increasing number of mails and calls for job purposes feels okay by now.

Eines Tages komme ich hierher zurück. Wäre ja nicht das erste Mal.
No matter when, I will come back some day, for sure. For this year, I can let lose, move on and turn to further topics.

Natürlich kann ich erst dann heimfahren, wenn ich den wellen-losen Mittwoch wieder rein-gesurft habe. Also verlängere ich noch eine letzte, eine allerletzte Nacht vor der Abreise. Erholt, wie ich bin, kann ich den Rückweg auch in knapp 2 Tagen abspulen. Vorher gibt es eine weitere Runde blaue Füße in wundervollen 12°C Wellen.
Before Hector turns eastward, I extend my stay for another night. Last turn for blue-shaded feet in 12°C waves, playing along until the board gets tired.

Selbst 8 Wochen sind endlich, und so kehre ich diesem wunderschönen Fleckchen Erde den Rücken.
After 8 weeks of holidays, it is time to turn around.

Hector findet den Rückweg instinktiv alleine. Ist auch nicht schwer –1.500 km gerade nach Osten.
The route is easy enough, all East for the next 1.500 km.

Auf halber Strecke liegt die Champagne und endlich (endlich!) ergibt sich eine Übernachtung am Weingut. Ich teste mich durch vier Sorten Champagner, als die Welt von Sommerurlaub auf Dauerregen umstellt.
At half the distance, I make a stop at a vineyard in one of the best regions. While I taste myself through four variants of finest Champagne, the outer world changes from summer holidays to continuous rain.

Anstatt mir den hübschen Ort anzusehen, den ich kurz darauf schon vergessen haben werde, bleibe ich auf der Couch und gehe früh schlafen. Was soll ich schon verpassen? Eine großartige Tour liegt hinter mir und eine ähnlich schöne Gegend (München! Berge!) vor mir. Ein letztes Mal kuschel ich mich in Hectors Hubbett, während der Regen unermüdlich aufs Dach trommelt.
The rain makes me ignore the cute village, making me forget the exact name or place immediately. With Hector’s lounge sofa and comfy bed, there is no need to go anywhere. Just like this, halfway between the Atlantic Ocean and Munich (+ the Alps!), I climb up Hector’s bed and listen to the rain that pounds on the roof.
