Der Eisbach. Unendliche Strömung, weit durch den Englischen Garten. Berühmt-berüchtigt und Bürgerpflicht für die Bewohner Münchens: Reinspringen und sich treiben lassen. Kenner tragen dabei fest sitzende Badebekleidung.
Munich’s Eisbach is famous for the idyllic scenery in the best parts of the “Englischer Garten” and for its strong current. I consider it a duty for all inhabitants to jump in and float through the park, at least once a life.

Götz nimmt mich mit auf diese Reise, unter den Bäumen durch, Blick gen Himmel. Jauchzend, lachend, mit verrutschter Kontaktlinse blinzelnd, treiben wir zügig in Richtung Tivolibrücke. Unterwegs treffen wir auf die Eisbachwelle an der Dianabadschwelle, die „E2“. Kurz davor ist ein Seil quer über den Kanal gespannt, wir halten uns daran fest und warten. Einige Meter weiter sind die Surfer, die alle paar Minuten pausieren, um eine Runde Schwimmer durchzulassen.
My friend Götz takes me along on this journey. It is wonderful, under the light leaves of summer trees, looking up to the sky, passing under bridges and – sometimes – bumping into others. It does not take long until we reach the rear Eisbach-wave, known by surfers as Dianabadschwelle or just “E2”. We cling to the plastic rope that crosses the stream, intending to hold on to it until the surfers pause for a bulk of swimmers.

Also, theoretisch funktioniert das so. Praktisch zieht mir die Strömung die Bikinihose aus, so dass ich mich mit rechts festhalte und mit links die Hose halte. Nach 30 Sekunden wechseln: links hält fest, rechts hält die Hose. Und Wechsel. Und immer so weiter.
Nach wenigen Minuten gebe ich auf und lasse mich in den Neben-Kanal linkerhand treiben. Dort, auf erhöhtem Grund, ist das Wasser nur hüfthoch und die Strömung kaum spürbar – der perfekte Ausstieg.
Auch wenn wir nicht bis zur Tivolibrücke gekommen sind, ist der Eisbach im Hochsommer eine sensationelle Gaudi. Ich bin angefüllt mit Endorphinen und ein bisschen Weißweinschorle (danke, Götz!), außerdem fühle ich mich enorm münchnerisch.
Nebenbei fiel mir noch was auf: Die Hälfte der Surfer auf der hinteren Welle nutzt günstige Boards einer französischen Sporthandelskette. Und weil jede Board-Größe ein eigenes Design hat, weiß ich jetzt, dass „mein“ Surfboard für die Eisbachwelle geeignet ist.
Ob das auch für mich gilt?
In theory, all we have to do is wait a few minutes and then continue our ride up to the Tivoli-bridge. In fact, the strong current tears at our bikini panties and shorts, making me hold on to the rope with my right arm while using the left one to hold up my panty. After 30 seconds, I change left and right, thanks to tiring muscles. And back again.
Before losing half of my best bikini, I give up and head for the small side-canal for a safe exit. Resumé of our swim-float-trip: Absolute fantastic! I hop around, full of endorphines (and a bit of white wine, thanks, Götz), feeling adventurous and Munich-stylish from head to toe.
Not to mention the detection of tempting occasions: What a thrill to see river surfers, using the exact same surfboard that I have bought in France. Obviously, it is good enough for river-waves – let’s find out if the same is true for me.

Ende der Woche komme ich erneut zur E2-Welle, diesmal voll ausgestattet. Bevor ich cool & lässig mit dem Surfboard unterm Arm durch den Park schlendere, plaudere ich am Parkplatz angeregt mit dem Parkplatzwächter: Wie irre das ist, in meinem Alter den Eisbach surfen zu wollen. Genau genommen plappere ich wie ein aufgeregtes Schulmädchen, meine Nervosität ist greifbar.
Kurz darauf, der erste Erfolg:
Ich passe noch in meinen Neopren-Anzug aus alten Triathlon-Zeiten!
Later that week, I come back, fully equipped: Board, wetsuit, wax, enthusiasm. First success comes with the suit: I still manage to pull up the zipper, after all these years!

Jetzt gilt’s, ich stürze mich in die Fluten. Rein in den Nebenkanal, dann parke ich das Surfbrett auf der mittleren Trennmauer, hüpfe beherzt in den Eisbachkanal, krasse Strömung, sofort kraulen, kraulen, kraulen was das Zeug hält – und komme tatsächlich an der gegenüberliegenden Mauer an. Greife hoch in den Metallzaun, ziehe mich hoch, ziehe mein Board hinterher, uff.
Seit die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung das Fluss-Surfen ausmerzen wollte, ist der Zugang verbaut. Ein hoher Zaun verhindert den Einstieg von der Seite, zudem gibt es keinen sauberen Take-Of-Bereich. Wer hier surfen will, muss erst mal hinkommen.
I watch and learn, then throw myself in: First the side-canal, then the wall in between. From here, I take all my courage and jump in the strong current of the main canal, crawl as strong as I can until I make it to the other side, hold on to the wall, then to the metal fence, then pull up my body and my board. Then try to get back to normal breathing and play it cool.

Dann wird es so richtig knifflig. Eben noch stand ich in der Schlange wartender Surfer (wie cool ist das denn?!!), plötzlich bin ich an der Reihe. Das Mäuerchen, auf dem wir stehen, verjüngt sich von 20 auf 12 cm, eingeschränkt durch den seitlichen Zaun. Nun 2-3 Schritte Anlauf nehmen, das Board voraus werfen, hinterherspringen, aus freiem Sprung mit den Füßen sauber auf dem Board landen und aus dem Flug heraus 1-2 Meter zur stehenden Welle hinsurfen.
Klar, oder?
Now comes the tricky part: On the rear and narrow end of the wall, I accelerate my steps, then throw the board up front, jump behind, try to place (out of pure air) my feet in perfect position on the board, use the momentum to push the board towards the stable wave and – fall apart.

Nach meinem ersten Versuch bin ich euphorisch: Ich habe es überlebt! Der Fall ins Wasser war halb so wild, den Begrenzungsmauern kam ich nicht nah, alles easy. Bis ich versuche, aus dem reißenden Kanal rauszukommen… Ich klammere mich an Ufersteine, rutsche ab, treibe weiter, packe erneut zu, halte mich, ziehe mich mit viel Fluchen aus dem Wasser und trage nur ein paar Schrammen davon.
Also laufe ich zurück und starte erneut: Brett in Nebenkanal werfen, hinterherspringen, Brett auf Zwischenmauer, eigenen Körper auf Zwischenmauer, Brett und Körper in Eisbachkanal werfen, gefühlte 50 Kraulzüge mit aller Kraft, Mauer erreichen, Zaun packen, Hochziehen. Jetzt folgt der lässige Teil: mit anderen Surfern fachsimpeln. Tipps einsammeln. Nervös werden. Anlauf nehmen, Brett werfen, hinterherspringen, usw usf.
Still, the first try has been better than I had thought. After all, I am still alive, right? Once I manage to get out of the creek (which is not as easy as it sounds), I come back for another round. Jump in, crawl-crawl-crawl, get up, run, throw, jump, touch the board, fall off. And back to the start…

Nach drei Versuchen sagt mir das Knirschen der Schulter, dass es für den Erstversuch genug ist. Am besten mache ich das von jetzt an jede Woche!
Few attempts later, my shoulder interferes. The plan is clear: I will make this a weekly routine until I can show off just like the surfing cracks of the scene.

Meine neue, wöchentliche Surf-Routine hält genau bis zum Autounfall eine Woche später. Was bisher auf keiner Ratgeber-Seite steht: Geh nicht in rauen Gewässern surfen, wenn du ein klitzekleines Schleudertrauma hast.
Erst Wochen später, zum Herbst hin, finde ich neue Möglichkeiten, die Hoffnung auf die kommende Saison machen. Überhaupt wird in 2023 auf jeden Fall weiter gesurft, in sehr unterschiedlichen Gewässern – doch dazu später mehr…
About season 2022, I have do admit that the routine of river surfing came to a halt after a mere two rounds. I can plead a car accident as excuse, increasing work load or perhaps a subtle loss of motivation; probably all three of them.
Still, there is hope: 2023 has started with a wide range of surfing ideas in all kinds of water. There will be more to come, for sure…
