
Ist es ein Schneeball? Ist es ein Alpengipfel? Nein, es ist Superhector in seinem Winteroutfit „Rollendes Iglu“
Ich muss im Winter nicht campen. Aber schön zu wissen, dass ich es könnte: dank Gasheizung und beheizten Wassertanks ist es zumindest theoretisch möglich. Praktisch ist das jedoch nicht, aber darum geht es hier gar nicht. Sondern um die Basics.
Fest steht: Hector ist der Größte, vor allem von innen. Auf nur 5,60 m Länge bietet er zwei Zimmer, Küche, Bad. Der Trick dazu ist die Höhe: Hector hat als kleines Bus-chen häufig im Regen gespielt und ist dadurch rund 35cm höher gewachsen als die meisten seiner Artgenossen. Und so verbirgt sich oberhalb der 2m Stehhöhe ein Hubbett, das nachts auch großgewachsenen Menschen sternenbeschienenen Schlafkomfort bietet. Immer begleitet von der Frage, ob die maximal zulässigen 150 kg inklusive oder exklusive Lattenrost & Kaltschaummatratze gelten…
Eine Etage tiefer bietet das Wohn-/Esszimmer eine vollwertige Dinette (Tisch + 2 Sitzbänke), die dank Bankverbreiterung ein zweites Doppelbett auf 1,80m x 1,30m oder ein Loungesofa hervorzaubert.
Oder zwei ausgewachsene Mountainbikes aufnimmt (Tisch umdrehen) oder den Getränkevorrat beherbergt oder sperriges Gepäck oder weitere Funktionen, die ich noch gar nicht entdeckt habe. Das Ganze gekrönt vom Weinregal, das seitlich die hintere Sitzbank schmückt.
Das Bad im Heck bietet alles, was man braucht, auch wenn die Dusche eher theoretisch vorhanden ist. Macht nichts, dank Fenster und Außen-Halterung (unbedingt kaufen für Saison 2015!) lässt sich der Wasserspaß bei „wilden“ Standorten nach draußen verlegen. Das winzige Bad ist übrigens die einzige Komfort-Einbuße gegenüber doppelt so großen Luxuslinern, die mir bisher aufgefallen ist. Andererseits: Luxusliner stehen eh nur auf luxuriösen Campingplätzen mit luxuriös gekachelten Waschhäusern, also büßen die Monstergefährte ihren Vorteil gleich wieder ein, ätsch.
Die Winkel-Küche hat erstaunlich viel Platz, der Kühlschrank samt Eisfach ebenso und der Kleiderschrank hat seit meinem Eigen-Umbau genug Potenzial für 3-Wochen-Klamotten-für-zwei. Zumindest, solange im Dielenschrank auch noch ein bissl Platz für Jacken, Pullis und Krimskrams bleibt, aber dafür ist der Dielenschrank ja schließlich da. Und wird durch die Bibliothek (Plan 2015!) im Platzangebot auch nicht dezimiert. Weitere Staufächer verstecken sich in der vorderen Sitzbank, im Küchenboden und in der Badezimmer-Rückwand, und natürlich hat auch die Küche noch einige Schränke und das Beste aller Vorratsfächer zu bieten. Letzteres wird bequem von der Hecktür aus befüllt und steht dank Zugriff von oben (Ausschnitt / Deckel in der Arbeitsfläche) im Innenraum genauso gut zur Verfügung.
Theoretisch ließe sich auf die Hinterachsen-Verstärkung und Anhängerkupplung ein Motorrad-Ständer anbauen. Aber erstens habe ich Vorurteile gegenüber Motorradfahrern, die nicht die gesamte Distanz zweirädrig überwinden, und zweitens waren die Triumph-Zeiten zwar eine glorreiche Ära, sind aber nun vorbei. Stattdessen ist nun mindestens ein Fahrrad an Bord (passt in den Innenraum oder in’s Bad) und die Lust auf Bewegung hat sich gewandelt: Yogamatte statt Lederkombi lautet die Devise.
Auch wenn neuere Ducato-Modelle schicker sein mögen, Hector hat als 2005er-Baujahr einen Riesenvorteil: er ist robust. Technischer Schnickschnack hält sich vornehm zurück, hier arbeiten noch Nockenwelle, 5-Gang-Getriebe, Schweißnähte und Zahnriemen hörbar mechanisch miteinander. Für die Vermessung der Außentemperatur streckt man die Hand aus dem Fenster und der Durchschnittsverbrauch wird durch Kopfrechnen ermittelt. Immerhin hat Hector die Vollausstattung abgekommen, also 2 Airbags, ausfahrbahre Trittstufe und elektrische Fensterheber. Wann immer ich in einen Engpass geraten sollte: jeder Handwerker in ganz Süd-Mitteleuropa wird mir souverän helfen können (und parkt mir das Gefährt auch gern rückwärts in einen besonders engen Parkplatz ein). Längere Distanzen schnurrt der Motor nur so runter und die Inspektion mitsamt Ölwechsel ist so günstig, dass sie sich auch ein Kleinbetrieb im Mindestlohnumfeld leisten kann.
Kurz: Ich habe den tollsten Bus der Welt und blicke freudig jeder neuen Straße entgegen!
P.S.: Die Bettwäsche ist ein Geschenk – meine Mutter konnte gar nicht anders, als sie mir für die ersten Urlaube schenken
Oh, von Svendura so ein Lob, ich bin ganz doll geschmeichelt! Habe gerade deinen 2. Masuren-Tag verschlungen und finde die Balance toll, mit der du auch die etwas ungewöhnlichen Entscheidungen und Erlebnisse einbringst. Ja, ein Palast, das trifft auf Hector wirklich zu – jedes mal, wenn ich damit fahre, blicke ich mich vom Fahrersitz kurz um, sehe nach hinten und denke mir: Wow, DAS ist MEIN Bus!! Ein solches Raumgefühl ist selten und für mich ist er einfach perfekt – so wie Greeny für dich. Von Hectors Sorte wurden nur sehr wenige Exemplare gebaut, ich tippe auf deutlich unter 100 über alle Baujahre hinweg, europaweit. Umso erstaunlicher, dass mir heute einer davon auf dem Rückweg vom Skifahren entgegen kam – da musste ich zu Hause gleich schauen, ob Hector noch… ja, er steht noch vor’m Haus, uff. Ja, Wein unter der Markise, das soll gelegentlich vorkommen 😉 LG aus dem Süden und großes Lob an deinen Masuren-Bericht (naja, also bisher auf alle Fälle)!
Superhector rulez…! Das coolste Wohnmobil aller Zeiten. Wenn ich das so lese, könnte ich glatt schwach werden. Sollte ich jemals zu alt zum Motorradfahren werden, gebe ich meinen alten – von MakeUp verschmierten – Helm in Zahlung, leihe mir etwas Geld und gehe auch auf Achse.
Meine Güte, dein Hector ist so schön und für ein bis zwei Personen geradezu ein Palast.
Und sogar deine Bettwäsche ist Globetrotter. Du hast eben einen Blick für Details.
Über dem Bergfoto habe ich eine Weile gebrütet, bis ich drauf kam, dass es eine Parkbucht ist. Ich wollte schon mit dir schimpfen wegen unverantwortlich und links fahren, aber nun ist es gut.
Ich wünsche euch noch viele, viele tolle Reisen mit ganz viel tollen Stellplätzen und gutem Wein unter der Hector Markise. Keinen Tee, hörst du…?!