„Ich will aber mit! Ich will mit Kamelen spielen und mich in Sanddünen wälzen und über zehnspurige Autobahnen düsen ohne zu blinken, nur mit Hupe!“
„Nein Hector, diesmal nehme ich das Flugzeug.“
„Aber andere machen es doch auch!? Zum Beispiel der riesige Ford Pickup Truck mit seinen 6m Länge, der ist größer als ich und fährt 1a durch die Wüste!“
„Der wiegt aber auch nur ein Drittel von dir. Solange du nicht auf allen Vieren gleichzeitig Gas geben kannst, ist der Weg nach Dubai kein geeignetes Hector-Revier.“
Während Hector schmollt und irgendwas grummelt wie „…wer ist hier fett??“, fliege ich also nach Dubai. Es ist Mitte März und Zeit, die dorthin ausgewanderten Freunde zu besuchen.
Beim Einsteigen ins Flugzeug fällt sofort auf, wie bequem der Sitz ist. Für Menschen < 1,50m Körpergröße. Der Gurt sitzt fest, solange man sich nicht bewegt, aber das künstliche Wurzelholzdekor am Fensterrahmen reißt den Qualitätsanspruch natürlich wieder raus. Macht nichts, das Entertainment-Programm an Bord ist gut sortiert und die Sicht aus den Bullaugen geradezu berauschend.
Bemerkenswert ruhig schwebt der Flugsaurier unter den Flugzeugen (A380-800) in Dubai ein. Allerdings fliegen wir zunächst an der Stadt vorbei, aber noch bevor ich die Crew darauf hinweisen kann, bemerkt der Pilot seinen Fehler und dreht rechtzeitig bei.
Nächstes Highlight: die automatische Passkontrolle! Zunächst wird der Pass von jedem Versuchs-Touri eingescannt und vermutlich für die Ewigkeit gespeichert, dann fordert eine Automatenstimme: „Please contact the passport control.“ Stolz in dunkelgrüner Uniform scheucht Mr. Wichtig jeden hinter eine gelbe Linie: „Stand the line! Stand the line!!“ und gibt erst Ruhe, als sich rd. 45 Menschen in einer engen Warteschlange ausgiebig auf sämtliche Füße getreten sind. Wir warten und betrachten nonchâlant die 20 Passkontroll-Zugänge, die aus unerfindlichen Gründen nicht zur Benutzung oder nicht für uns oder nicht heute jedenfalls nicht freigegeben werden. Nach 10 untätigen Warteminuten werde ich durch einen schmalen Gang zu einem Passkontroll-Menschen gefuchtelt, der hauptsächlich Flugzeiten am Telefon durchgibt und nebensächlich meinen Pass nimmt, drauf schaut, zurück gibt und mich müde durch winkt. Zu diesem Zeitpunkt mache ich mir über den fehlenden Einreise-Stempel noch keine Gedanken.
Einmal angekommen, wird alles leichter. Ich werde mit gebührender PS-Zahl am Flughafen abgeholt und auch in den folgenden Tagen habe ich Urlaub mit allem. Mit Strand und der verwunderten Betrachtung von durchtrainierten Macho-Männern und entspannten Frauen, es ist kaum ein Unterschied zu anderen schönen Stränden der Welt festzustellen: Badeshorts und Bikinis statt Bade-Burka, und das, obwohl sich zum Kite-Beach keine Touristen verlaufen.
Nach Strand, BBQ Nr. 1 (bei Freunden) und Pool folgt BBQ Nr. 2: es geht ab in die Wüste, wo wir von Ferne ein paar Kamele sehen und ansonsten die weitläufige Ruhe von endlosen Dünen, Sternenhimmel und jeder Menge Sand genießen.
Verglichen mit dem Irrsinn der Stadt ist es hier draußen angenehm ruhig und leer, der Blick schweift in drei Richtungen scheinbar endlos zum Horizont aus Sand, Sand und noch mehr Sand. Obwohl wir noch nicht tief in die Dünen gefahren sind (Enten und Schwäne sind dank künstlichem Wüstensee gar nicht so weit weg), kehrt Ruhe ein, kaum dass man den Motor abgestellt hat. Kein Wunder, dass Kinder so gern in Sandkästen spielen: die Umgebung entspannt einfach.
Auch die nächsten Tage werde ich komfortabel durch Dubai kutschiert und bewundere dabei die kraftvollen Monumente dieser Stadt.
Die Architektur kennt keine Grenzen und grundsätzlich gilt: je größer, je besser. Und auffällig. Und teuer. Und bis zur Expo im Jahr 2020 wird sich die Skyline der Stadt jedes Jahr verändern und wachsen. Die erste und fertigste (einzig wirklich fertige) künstliche Palme im Meer ist innerhalb weniger Jahre zugebaut, verkehrsmäßig erschlossen und voll geworden. Nur der äußere Rand hat noch ziemlich viel Baustelle zwischen den Luxushotels aufzuweisen, so dass der Blick wahlweise auf die riesigen Entsalzungsanlagen im offenen Meer fällt oder auf Bauzäune und Betonmischer. Nein, so ein 5 oder 7 Sterne-Hotel ist nichts für mich, nette Leute und eine entspannte Umgebung geben mir mehr.
Abgesehen von den 1001-Nacht-Hotels bestehen Dubais Sehenswürdigkeiten hauptsächlich aus Shopping Malls. Zuerst ist die Mall of the Emirates dran, deren schräg nach oben herausragender Gebäude-Anbau von weitem auf die Skipiste im Inneren hinweist. Im Ernst: draußen 35°, drinnen tonnenweise Schnee. Und Skilifte, die sich im Zeitlupentempo bewegen. Und Bob-Bahnen und Schneeparadies für alle, die es nicht besser wissen.
Geradezu veraltet und klein wirkt die Mall of the Emirates, wenn man tags darauf in die Dubai Mall fährt: Sie ist Titelverteidiger der Superlative als größte Shopping Mall der Welt und hat den (zumindest zeitweise) höchsten Turm der Welt, den Burj Khalifa, seitlich angeflanscht.
Weil das alles noch nicht reicht, hat die Dubai Mall noch eine Eislaufbahn und ein gigantisches Aquarium, in dem man mit Haifischen und Rochen tauchen kann, ohne dabei den Blick auf die Klamottenläden gegenüber aufzugeben. Fish & Shops sozusagen…
Es gibt noch viel zu sehen, von unten und von oben: mehr dazu folgt in Teil 2.