Zackig statt zickig: Mädelstour zu den Drei Zinnen (Teil 2)

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2,5 Tage lang haben wir uns akklimatisiert und aufgewärmt, nicht zuletzt durch Martin, der die Stimmung im Bus ordentlich aufgeheizt hat. Martin ist eine Truma Combi 4 Gasheizung mit altmodischem Einstellrädchen, die tadellos funktioniert und bei abendlichen 0°C eine angenehme Wohlfühltemperatur schafft.

Kurz: wir sind bereit für die krönende Wandertour zu den Drei Zinnen.

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Irrlichternde Wanderer

 

Die Wanderung zu den 3 Zinnen beginnt mit einem Navi-Fehler meines TomTom-Geräts. Solche Schnitzer erlaubt er sich zum Glück selten, und zu unserem noch größeren Glück weiß Barney Geröllheimer Rat: der Kölner vom Nachbarstellplatz hat sich uns angeschlossen und fährt voraus zum rund 15 km entfernten richtigen Ausgangspunkt.

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Dort, am Parkplatz beim Drei-Zinnen-Hotel, beginnt die Wandertour. Auf dem ersten Kilometer passt die Beschreibung des Wanderbuchs „Drei Zinnen“ (Athesia-Verlag) noch zum Weg und zum echten Leben, dann jedoch wird es fragwürdig. Wir entscheiden uns für die eindeutige Beschilderung des Wanderwegs 102 und lassen die Buch-Tour links liegen. Da wir nicht wissen, dass uns 2 idyllische Bergseen entgehen, vermissen wir nichts.

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Der Weg führt über lange Strecken entlang des Rienz-Baches, der mit jedem Höhenmeter etwas dünner wird. Das Wasser ist weiß-grünlich und wir steigen über mehrere Gerölllawinen, die im letzten Winter heruntergekommen sind. Hellgraues Gestein bestimmt den Bachlauf und unseren Weg, das ist ein hübscher Kontrast zu den späteren dunkelgrauen Wolken.

Schon nach 15 Minuten dämmert mir, dass die Wegbeschreibung „überwiegend in gemäßigter Steigung“ nicht ganz hinkommt. Schließlich wollen 1.000 Höhenmeter überwunden werden, das kann bei einer Gehzeit von 3 Stunden nicht flach sein. Wie eine Lokomotive schnaufe ich den Berg hoch, während Barbara locker wie eine Gämse über das Geröll hüpft und Barney Einblicke in seine Lebensgeschichte, sein Alter und seinen Job gibt. Ich selbst bin – abgesehen von den Schnaufgeräuschen – ungewohnt schweigsam.

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Immer wieder halten wir an und genießen den Blick auf den reißenden Bach, kleinere Wasserfälle und die mächtigen Felswände. Je höher wir kommen, umso düsterer wird der Himmel. Wie schon in den letzten Tagen bleiben die Wolken an den 3.000 Meter hohen Felsnadeln der umliegenden Berge hängen, was uns einen Temperaturunterschied von 20°C beschert.

 

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2 von 3 Wanderern sehen 2 von 3 Zinnen

So früh im Jahr begegnen uns unterwegs nur wenige Wanderer, zumal wir lediglich eine von vier oder fünf möglichen Aufstiegsrouten gewählt haben. An einer moorigen Hochebene sehen wir ein paar jungen Murmeltieren beim Spielen zu und müssen uns dann für eine von drei Richtungen entscheiden. Rechts um die Drei Zinnen, links um die Drei Zinnen oder hoch zur Dreizinnenhütte…

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Hier oben liegt noch ordentlich Schnee, so dass die Wege für die Zinnen-Umrundung rutschig und nicht ganz ungefährlich sind. Abgerutschte Schneehänge und loses Geröll überzeugen uns, die Dreizinnenhütte als würdigen Abschluss unseres Aufstiegs zu wählen. Leider ist sie erst ab Ende Juni bewirtschaftet, aber die Veranda mit Tisch und Bänken ist uns ein willkommener Rastplatz.

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Barney schießt den Vogel ab, als er eine kleine Flasche Wein und zwei stilvolle Gläser auspackt. Der Mann hat eindeutig schon Lebenserfahrung im Umgang mit der Damenwelt gesammelt!

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Triptychon (doppelt)

Wir genießen mitgebrachte Croissants, sehnen uns nach einem heißen Kaffee und blicken verträumt auf die majestätischen Felsspitzen vor unserer Dolomiten-Veranda. Die Temperatur von ca. 0°, der pfeifende Wind und die düsteren Wolken halten die Pause jedoch kurz, uns steht der Sinn nach Bewegung und wärmeren Gefilden.

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Am Ziel

Wir gehen den gleichen Weg zurück den wir hergekommen sind und merken Schritt für Schritt bergab, wie zuerst Knie + Oberschenkel und dann die restlichen Gliedmaßen wieder warm werden. Ich träume kurz von meinen Wanderstöcken (die sicher verstaut in Hectors Bad stehen), finde dann aber den freihändigen Abstieg viel eleganter. Erfreulicherweise steckt mir die Wandertour in den Folgetagen kaum in den Knochen, das Wellness-Wochenende hat mich eindeutig verjüngt.

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Es ist schön, wie sich die Landschaft um uns herum verändert: Wo eben noch Schnee und dunkle Felsen waren, kommen bald Moose und flache Nadelbäume, gefolgt von Latschenkiefern und vereinzelten Laubbäumen. Der Bach wird zum Fluss, der Fels zum Geröll und der Winter wird zur Sommerfrische mit saftig-grünen Wiesen und T-Shirt-Wetter.

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Sechs Stunden nach unserem Start kommen wir wieder am Parkplatz an und verabschieden uns von unserem Wandergefährten. Barney liegt vermutlich gerade im Whirlpool als wir schwungvoll über den Brenner und weiter gen Heimat fahren.

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